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Schluss mit Skandalen! Doktortitel für Alle!

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Ja, es stimmt. In Sachen Politik suche ich stets das Haar in der Suppe. Heute jedoch wende ich mich mit einem gut gemeinten Rat an Regierende und Volk: Kümmern wir uns endlich um die großen Themen. Machen wir Schluss mit vermeidbaren Skandalen. Starten wir die Aktion “Doktortitel für Alle!”.

Geweckt wurde meine heiße Sehnsucht nach Harmonie durch ein gegeltes Haar in der Suppe. Sozusagen. Der neue CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer verzichtet ab sofort auf das Führen seines Doktortitels. Diesen hatte er als “kleines Doktorat” auf eine billige Art in Prag erworben. Die Pinscher-Promotion hatte er gewählt, weil man ihn an der Universität seiner Heimatstadt Passau zugelassen hatte. Der zuständige Politik-Professor Heinrich Oberreuter (als TV-Analytiker von der CSU durchaus geschätzt) erinnert sich: „Andreas Scheuer gehörte nicht zu denen, die sich uns dazu aufgedrängt hätten, dass wir sie zu höheren akademischen Weihen führen.“

Es ist also wieder ein Schaumschläger entlarvt. Aber was bringt uns das? Wir wissen doch eh, dass scharfer Intellekt oder gar ausgewiesene Klugheit den erfolgreichen Politiker nicht zwangsläufig ausmachen. Wir wissen zugleich, dass sich viele Politiker/-innen Respekt sehnen. Niemand soll Zweifel daran haben, dass sie etwas Besonderes sind. Wohlklingende Titel oder Anreden für die Herrschenden hat es immer gegeben.

Majestät, Durchlaucht, Exzellenz – das alles klingt nach etwas. Wie öde wirken dagegen Titel wie MdB (Mitglied des Bundestages) oder MdL (Mitglied des Landtags). Da lacht doch selbst der gemeine Facharbeiter.

Ich schlage deshalb Folgendes vor: Wir erkennen an, dass die Fähigkeit, in einer 15-minütigen Wirtshausrede  sowohl über Familienpolitik, Armut, Rentenkasse, Afghanistan, Schulobst wie auch Windkraft zu schwadronieren, als akademische Leistung anerkannt wird. Was bedeutet, dass jedem/r Politiker/-in vom Landtag aufwärts nach erfolgter Wahl der Doktortitel zugesprochen wird. Fraktionsvorsitzende und deren Stellvertreter/-innen dürfen sich für die Dauer dieser Tätigkeit “Professor auf Zeit”. Ab Minister aufwärts darf zwischen Anreden gewählt werden. Eminenz für christliche Politiker oder ZK-Chef für Linke sind im Angebot. Schließlich: Wenn sich das Ganze bewährt hat, werden Doktortitel auch für TÜV-zertifizierte Wichtigtuer freigegeben.

Dann ist Frieden an der Plagiatsfront. Dann steht die Sonne der Forschung endlich tief. Und dann, wir wissen es vom Satiriker Karl Kaus, werfen selbst Zwerge einen langen Schatten.

 

 

 

 

 


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